Geld, Wachstum und gutes Leben

Adelheid Biesecker, Uta von Winterfeld, décembre 2012

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Résumé :

Aus der Einleitung:

Vom Geld wird behauptet, es mache nicht glücklich. Vom Wachstum wird angenommen, es vermöge in modernen kapitalistischen Gesellschaften das Wohlbefinden des Menschen nicht mehr zu steigern. Richard Wilkinson und Kate Pickett machen in ihrer Studie überzeugend deutlich: « Hat ein Land ein bestimmtes Maß an materiellem Lebensstandard erreicht, nimmt die positive Wirkung weiteren Wirtschaftswachstums auf das Leben der einzelnen ab. » Stattdessen steige das Wohlbefinden der Menschen mit zunehmender Gleichheit. Gleichheit ist Glück, nicht Wachstum – dieses Fazit macht alle Debatten um Wachstum und dessen Wohlfahrtswirkungen in den reichen Ländern des globalen Nordens eigentlich überflüssig. Gleichzeitig mehren sich die Analysen, die zeigen, dass Wachstum sich verhält wie der Besen in Goethes « Zauberlehrling »: Die Wachstumsgeister, die wir gerufen haben, werden wir nicht mehr los. Zumindest scheint das nicht so einfach zu sein. Als Ursache wird vielfach auf das Geld verwiesen: Geld treibe das Wachstum an und führe zum unausweichlichen Wachstumszwang. Nun zeugen Argumente des Sachzwanges oder des kleineren Übels kaum von politischer Phantasie. Sie lassen die Fragen gar nicht zu, welches Wachstum wir wollen und ob überhaupt und wozu. Denn solche Fragen könnten neben dem Geldfluss und der Wachstumsdynamik gar das Leben selbst gefährden. Leben sei nicht ohne Wohlstand, Wohlstand nicht ohne Wachstum, Wachstum nicht ohne Geld vorstellbar. Derart sachzwängiges Kreisen verstellt nicht nur den Blick auf Alternativen, vielmehr tendiert es zur Beschönigung. Daher skizzieren wir in unseren Ausführungen zu Geld und Wachstum deren Schattenseiten, reflektieren also nicht nur ihr Nicht-Glück, sondern auch das mit ihnen verbundene Unglück. Unsere These lautet: Geld und Wachstum führen nicht per se zu gutem Leben – vielmehr ist umgekehrt die Rückgewinnung von Souveränität gegenüber Geld und Wachstumszwang eine Voraussetzung für ein gutes Leben. Für dessen Entwicklung und Gestaltung nützt das Konzept vom Vorsorgenden Wirtschaften. In unserem argumentativen Dreischritt weben wir zugleich die drei Handlungsprinzipien vorsorgenden Wirtschaftens ein. In den ersten beiden Abschnitten geschieht dies kontrastierend: Geld vs. Sorge sowie Wachstum vs. Kooperation. Im dritten Abschnitt verknüpfen wir unsere Überlegungen zu Ansätzen des Guten Lebens mit dem dritten Handlungsprinzip, der Orientierung am für das gute Leben Notwendigen.

Sources :

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